Leonard Wacker

Über unser Talent N°2

Leonard Wacker ist in Jerusalem, Mexiko-Stadt und Berlin aufgewachsen, studierte Geige an der Universität der Künste Berlin bei Prof. Axel Gerhardt und steht kurz vor dem Abschluss des Masterstudiums Orchesterdirigieren an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar bei Prof. Nicolás Pasquet und Prof. Ekhart Wycik. Parallel studiert Leonard Philosophie und Musikwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ab Herbst 2024 setzt Leonard seine Dirigierausbildung an der Escuela Superior de Música Reina Sofía in Madrid fort.

Im Rahmen des Studiums dirigierte Leonard die Jenaer Philharmonie, die Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach, die Filharmonie Hradec Králové, die Filharmonie Teplice und die Anhaltische Philharmonie Dessau.

Weitere Erfahrungen sammelte er mit Orchestern wie dem Deutschen Medizistudierendenorchester, sowie im Rahmen von Assistenzen bei den Duisburger Philharmonikern, dem Beethoven Orchester Bonn und den Landesjugendorchestern von Sachsen, Bayern und Berlin.

Leonards Leidenschaft für die Kantaten von Johann Sebastian Bach ließ ihn das Ensemble Anthème gründen, mit dem er Kantaten und Motetten des Barock aufführt. Das Ausleuchten musikgeschichtlicher Zusammenhänge ist ihm bei der Zusammenstellung von Konzertprogrammen ein besonderes Anliegen. So entstand auch das Programm mit dem Wiesbadener Sinfonieorchester infolge seiner Beschäftigung mit norwegischer Musik während eines Auslandsaufenthaltes an der Norwegian Academy of Music in Oslo, wo er 2023 bei Prof. Ole Kristian Ruud und Rolf Gupta studierte.

Das sagt Leonard Wacker zum gemeinsamen Konzert

Das Programm für das Frühjahrskonzert stellte ich in meiner Zeit als Austauschstudent in Oslo zusammen, wo ich mich viel mit norwegischer Musik beschäftigte. Deshalb war für mich schnell klar, dass ich etwas ‚mitbringen‘ möchte, wofür ich mich in Norwegen begeistert hatte. Die Zusammenstellung war nicht einfach, denn das Programm musste von der Besetzung her passen und ich wollte unbedingt einen roten Faden spinnen. Glücklicherweise ist uns das ganz wunderbar gelungen!

Johan Svendsens kurze, stimmungsvolle Tondichtung „Zorahayda“ wird das Konzert eröffnen, was mich ganz besonders freut, da dieser norwegische Komponist hierzulande leider nicht sehr bekannt ist. Die dem Werk zugrunde liegende Erzählung aus Irvings „Sagen der Alhambra“ übersetzt Svendsen ganz zauberhaft anhand raffinierter instrumentatorischer Tricks, welche die orientalistische und märchenhafte Stimmung meisterhaft einfangen. Man hört einen französischen Einfluss und früh-impressionistische Klänge, zu denen Svendsen vielleicht während eines Aufenthalts in Paris gefunden haben mag.

Ein weiterer unüberhörbarer Einfluss ist der von Richard Wagner. Svendsen und Wagner waren befreundet, und Svendsen studierte dessen Werke natürlich sehr genau, so auch die Wesendonck-Lieder, wie ein Arrangement des letzten Lieds, „Träume“, beweist.

Edvard Griegs „Peer Gynt“ rundet das Programm in vielfacher Hinsicht wunderbar ab. Mit Svendsen teilt Grieg die Liebe zur norwegischen Volksmusik, die im Schaffen dieser (sehr eng

befreundeten) Komponisten ihren Weg in die Kunstmusik gefunden hat – was ja auch deren Intention gewesen war. Außerdem war auch Grieg ein Bewunderer Wagners, und auch in Griegs Musik schimmert der Wagnersche Einfluss immer wieder durch.

Es war mir ein Anliegen, nicht nur die ‚Schlager‘ aus „Peer Gynt“ ins Programm aufzunehmen, sondern zur ursprünglichen Form und Gänze dieses Werks zurückzukehren. Deshalb spielen wir die einzelnen Sätze in jener Reihenfolge, wie sie in der ursprünglichen Schauspielmusik angedacht waren, und erzählen dem Publikum dadurch die Geschichte von Peer Gynt in der ‚richtigen‘ dichterischen Abfolge.

Als junger Dirigent bin ich dem Wiesbadener Sinfonieorchester sehr dankbar dafür, dass es mir die Möglichkeit gegeben hat, mit ihm zu arbeiten. Es ist unschätzbar wertvoll, regelmäßige Probenerfahrung zu sammeln und kontinuierlich an einem Programm zu arbeiten. Jeder Geiger kann zu Hause die Geige auspacken und üben, aber als Dirigent sind wir immer auf Orchester angewiesen, um unser Handwerk weiter zu entwickeln!

Dankbar bin ich außerdem unserer fantastischen Sopranistin Katrin Gietl; es ist wirklich ein Glücksfall, in ihr jemanden mit der Offenheit und dem Können gefunden zu haben, sowohl Wagner, als auch die Lieder aus „Peer Gynt“ zu singen! Ihre stilistische und stimmliche Flexibilität ist ein Segen für die Ausgestaltung des Programms – vor allem aber eine große musikalische Freude!